Schreiben und Denken

Zwei Dinge auf einmal?

Ja, denn wir können tatsächlich gleichzeitig schreiben und denken. Wenn wir einen Satz schreiben, formulieren wir in Gedanken unbewusst schon den nächsten. Das schreibende Denken[1] ist eine zentrale Fähigkeit des menschlichen Gehirns und hilft uns, unsere Gedanken zu sortieren, unser eigenes Wissen zu verändern und das Erlernte anzuwenden. Schreiben ist nicht nur ein Mittel zur Textproduktion und Kommunikation, sondern kann als Lern- und Denkwerkzeug genutzt werden.

Beim Schreibdenken werden verschiedene schreibdidaktische Techniken eingesetzt, um die Kreativität zu fördern, aber insbesondere auch um „implizites Wissen explizit zu machen“[2]. Dann, wenn wir versuchen, neue Informationen in unseren eigenen Worten auszuformulieren, setzen wir uns aktiv mit dem Gelernten auseinander, knüpfen Assoziationen mit bereits vorhandenem Wissen und verankern es dauerhaft in unserem Gedächtnis. Aber nicht nur unsere kognitiven und reflexiven Fähigkeiten werden durch das Schreibdenken verbessert, auch der individuelle Zugang zum Schreiben wird gefördert. Durch regelmäßiges Schreiben wird langfristig die eigene Schreibkompetenz und Schreibleistung gesteigert.

 

1 Ortner, Hanspeter (2000): Schreiben und Denken. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.

2 Scheuermann, Ulrike (2016 [2012]): Schreibdenken. Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln. 3., durchgesehene Auflage. Opladen: Verlag Barbara Budrich, S. 22.